Wir kürzen das
hier ab: Museum war schön, Essen war auch gut, Klönen nicht zu toppen. „Sollen
wir Dich noch zum Parkhaus begleiten?“ „Nö, nö, lasst mal, die paar Schritte an
der Luft ohne Raucherinnen tun mir ganz gut.“ Ausgeteilt wird immer von allen nach allen
Seiten. Ich sollte noch sehen, was ich davon hatte.
Mit dem mir in
die Wiege gelegten außerordentlichen Orientierungssinn erreichte ich sogar das
Parkhaus und fand es … VERSCHLOSSEN. Zu, dicht, abgesperrt, verriegelt und verrammelt!!!
Shit!
In
dem Moment wurde mir bewusst, dass der Akku meines Handy sich kurz zuvor mit
dem ihm üblichen Seufzer verabschiedet hatte. Mein Gesicht beschreib ich jetzt nicht. Das wäre unvorteilhaft.
Shit, shit, shit!
Glücklicherweise
teilte eine Dame mit mir das gleiche Schicksal. „Das gibt’s doch nicht. Das Parkhaus
hatte immer bis 24 Uhr auf. Jetzt hat der Anbieter gewechselt. Unglaublich. Zehn
Minuten zu spät. Mist!“ „Äh ja, dachte ich auch, laut Website müsste es noch
geöffnet sein“, pflichtete ich bei. Dass sie mich verstand trotz Schnappatmung ist übrigens ein kleines Wunder. Wie auch immer, half ja alles nichts. Eine Lösung musste her.
Pragmatischerweise hatte meine
Leidensgenossin bereits ihren Mann mobil herbeigerufen und war so freundlich
mir ihr Handy zu leihen, damit ich zuhause Bescheid geben konnte.
Hotel oder abholen?
Abholen wurde entschieden. Mir war alles recht.
In der
Zwischenzeit war der Gatte der freundlichen Handyverleiherin aufgetaucht und
hatte mein Smartie bereits im Auto an die Ladestation gepackt. „Hier können Sie nicht
bleiben, keine gute Gegend, wir nehmen Sie mit.“ Ich hatte die Wahl, eine
Stunde in unsicherer Gegend ohne funktionierendes Handy in der Kälte stehen und
warten oder aber mit äußerst hilfsbereiten und sympathischen Menschen ab ins Warme. Die
Entscheidung fiel nicht schwer. Kurz noch dem Gatten die neue Adresse
mitgeteilt und noch zu hören bekommen, es könnte aber länger dauern. Der
Erdgastank wäre schließlich leer und wer weiß, welche Tankstelle jetzt noch
offen hätte.
OH MANN! Auch
das noch!
Während der
Gatte sich durch die dunkle und kalte Nacht kämpfte, saß ich derweil irgendwo
oben auf einem Wuppertal Berg in einem kuscheligen Häuschen mit fulminanter
Weihnachtsbeleuchtung und ließ mir einen Tee namens „Innere Ruhe" servieren.
Man kam ins
Gespräch, tauschte sich aus über die Ausstellung und Wuppertal und Coaching und
Job und Kinder und Alltag und Leben und überhaupt. Bis der Satz fiel „Ach so,
ja der S. das ist mein Fahrer.“ Mein Fahrer? Bei welchem hohen Tier war ich
denn da gelandet? Auch hier kann ich gerne abkürzen: beim obersten Boss der IG
Metall NRW höchstpersönlich. Ich klappte den Mund auf und wieder zu. Dank "Innerer Ruhe" kam es nicht zu erneuter Schnappatmung. Trotzdem ...
Krass! Und
ungemein sympathisch und normal und humorvoll und gut gelaunt und hilfsbereit
ja sowieso. Was soll ich sagen? Es war ein sehr netter Abend!
Nachdem der
Göttergatte mich gefunden und eingeladen hatte, zuckelten wir mit Tempo 80 auf
der Autobahn heim, denn eine offene Erdgastankstelle ward erst am Düsseldorfer
Flughafen gefunden. Geschlafen haben wir danach wie die Murmeltiere, nur ein bisschen
wenig.
Am nächsten Tag
ging es erst einmal per pedes durch einen atemberaubend schönen
Sonnenaufgang ins Büro und dann an die Rettung meines roten Kugelblitzes aus
dem Parkhaus. Eine Arbeitskollegin und Freundin brachte mich nach Büroschluss
zum Meerbuscher Bahnhof und bequem wie ich nun mal bin, wählte ich den stressfreieren Regio
via Köln nach Wuppertal. War zwar länger, aber so war wenigstens noch ein
kleines Nickerchen drin.
Die
Parkgebühren beliefen sich übrigens auf 4 Euro. Verstehen muss ich das nicht,
war aber trotzdem dankbar. Schnell habe ich noch zwei Gläser original Willicher
Honig bei meinen beiden Rettungsankern als Dankeschön für die Beherbergung in bitterer Not abgeliefert und dann nichts wie ab nach
Hause. Dachte ich
Die Heimreise gestaltete sich aufgrund von tausend Staus rund um Wuppertal
interessant. Es ging hügelauf, hügelab über Wuppertal
Uellendahl-Katernberg, Wülfrath-Aprath, vorbei an Bushaltestellen mit Namen wie "Oberschopfkogel" und "Obenötzbach" bis Mettmann-Irgendwas und in Ratingen-Homberg
endlich auf die A44 einem hinreißenden Sonnenuntergang entgegen.
Oh yeah! Going wild west - immer der Sonne entgegen! Abspann mit Sattelknirschen, Hufgeklapper und rostrotem Staubaufwirbeln!
Leute, was soll
ich sagen? Es gibt so’ne und so’ne Abenteuer. Meines gestern und heute war ja wohl
grandios!
©Foto: Eintrittskarte Degas&Rodin
©Text: Andrea Steffen